Die heutige Form der Leica R-Kameras wurde 1980 mit der Leica R4 eingeführt. Die Gehäuseform und das geringe Gewicht sind ein Genuss, völlig anders als bei der Leica R3. Es ist die erste Leica SLR mit und Zeit-, und Blenden- und Programmautomatik, wieder basierend auf Minolta-Technologie. Die drei Messzellen der R3 wurden durch eine einzige Siliziumzelle im Kameraboden ersetzt. Der Hauptspiegel ist zu 30% lichtdurchlässig, dieser Lichtanteil fällt auf einen Fresnel-Reflektor, der das Licht zur Photodiode lenkt. Präziser Wechsel zwischen selektiver und integraler Belichtungsmessung wird durch einen Schieber über der Photodiode gewährleistet. Die elektronischen Schaltkreise dafür wurden von Ferranti/England entwickelt.
Die Anzeige der Belichtung erfolgt nun über Leuchtdioden. Die andere Neuerung war die Austauschbarkeit der Einstellscheiben, die Leite bis dahin abgelehnt hatte, weil das Problem des Eindringens von Staub bestand. Die R4 führte die Grundkonstruktion für alle folgenden R-Kameras ein.
Inhaltsverzeichnis:
Präsentation der Leica R4 zur Photokina 1980
Zur Photokina 1980 präsentierte Leitz die bisher komplexeste und technisch anspruchsvollste Spiegelreflexkamera, die LEICA R4.
In ihr ist das Beste der verfügbaren Technologie in einem relativ kompakten Gehäuse vereint, unter anderem eine elektronische Schaltung, die speziell für Leitz bei Ferranti in England entwickelt worden ist. Der Verschluss mit Stahllamellen kann – abhängig von der Einstellung – nach fünf verschiedenen Programmen gesteuert werden:
- Zeitautomatik mit Integralmessung.
- Zeitautomatik mit Selektivmessung.
- Blendenautomatik mit Integralmessung.
- Programmautomatik mit Integralmessung.
(Bei dieser Betriebsweise wählt die Kamera nach einem vorgegebenen Programm eine korrekte Zeit-/Blendenkombination.) - Manuelle Einstellung mit Selektivmessung.
(Die automatischen Steuerungsfunktionen sind abgeschaltet, Verschlusszeit und Blende werden manuell eingestellt, die Messwerte des Belichtungsmessers werden jedoch weiter angezeigt.)
Wie bei der R3 gibt es die mechanisch gesteuerten Zeiten „X“ mit 1/1000 s und B“. Die Zeiteinstellscheibe zeigt deshalb die folgenden Positionen: 100-B-X- 1-2-4-8-15-30-60-125-250-500-1000. Diese Skala erscheint auch vertikal an der rechten Seite des Sucherbildes, wenn die Kamera manuell, mit Programmautomatik oder mit Zeitautomatik betrieben wird. Bei Betriebsweise mit Blendenautomatik wird im Sucher die Blendenskala von 1,4 bis 32 angezeigt.
Die Leica R4 besticht durch eine gute Gestaltung
Die LEICA R4 besticht durch ihre klare, unkomplizierte Gestaltung. Die Bedienungselemente sind in zwei Gruppen zusammengefaßt: Auf der rechten Seite befinden sich der Schnellschalthebel, die Zeiteinstellscheibe und darunter der Wählhebel für die Belichtungsprogramme. Daneben gibt es drei kleine Fenster, von denen eines das gewählte Belichtungsprogramm anzeigt (das auch im Sucher durch eine Leuchtdiode angezeigt wird, wenn der Auslöser leicht gedrückt wird). Ein zweites zeigt die Anzahl der belichteten Aufnahmen auf dem eingelegten Film, und das dritte schließlich dient der Kontrolle des Filmtransports. Auf der linken Seite befinden sich die Rückspulkurbel (die gleichzeitig zur Entriegelung der Rückwand dient), ein Ring für die Einstellung der Filmempfindlichkeit in DIN und ASA, der Hebel für die Belichtungskorrektur (+2fach oder —2fach) sowie ein Knopf für die Entriegelung der Empfindlichkeitseinstellung, der gleichzeitig zur Batteriekontrolle dient. Beim Niederdrücken des Knopfes leuchtet eine Leuchtdiode auf, wenn die Batteriespannung ausreichend ist.
In der Nähe des Suchereinblicks gibt es einen drehbaren Knopf, mit dem die Einblicköffnung verschlossen werden kann, um Lichteinfall zu verhindern, wenn die Kamera nicht am Auge gehalten wird. An der Frontseite befindet sich ein ähnlicher Knopf für den Selbstauslöser. Dieser wird durch leichten Druck auf den Auslöser aktiviert, während bei normalem Drücken des Auslösers der Verschlussablauf ohne Selbstauslöser in Gang gesetzt wird.
Die Kamera verfügt über einen Mittenkontakt und zwei weitere Blitzkontakte an der linken Seite des Objektivanschlusses. Sie kann mit einem Winder (max. 2 Bilder/s) oder einem Motor (max. 5 Bilder/s) betrieben und mit der programmierbaren Fernsteuerung eingesetzt werden.
Leica R4 – eine sehr einfache Bedienung
Die Benutzung der Kamera ist äußerst einfach, wenn für die korrekte Einstellung der Filmempfindlichkeit gesorgt wird. Die Verschlussgeschwindigkeit oder die Blende wird bei manueller wie bei automatischer Einstellung durch eine Leuchtdiode angezeigt.
Die Kontrolle der Tiefenschärfe ist durch einen Hebel an der rechten Seite des Objektivanschlusses möglich, mit dem auf, die Arbeitsblende abgeblendet werden kann. Das Rückspulen kann nach dem Niederdrücken eines Knopfes an der Unterseite des Gehäuses durch die ausklappbare Kurbel erfolgen. An der Gehäuseunterseite sind auch die elektrischen Kontakte und die mechanische Koppelung für den Motor oder Winder untergebracht. Die Unterseite kann durch einen Kunststoffdeckel geschützt werden, der mit einer Schraube im Stativgewinde befestigt wird.
Eine bedeutende Neuerung stellt auch die Möglichkeit des Austauschens der Mattscheibenlinse dar. Die normale Einstellinse (mit Schnittbildentfernungsmesser und Mikroprismenring) kann ausgetauscht werden gegen eine einfache Mattscheibe oder eine Mattscheibe nur mit Mikroprismen in der Mitte oder eine Mattscheibe mit Fadenkreuz oder eine Planglasscheibe für die Verwendung mit optischen Instrumenten. Leitz liefert ein kleines Set mit einer Pinzette und einer Bürste zu jeder Mattscheibe, um das Auswechseln zu erleichtern und Verschmutzungen zu vermeiden.
Jedes Objektiv der LEICA R-Modelle kann an der R4 benutzt werden, ausgenommen einige ältere Ausführungen, die zu weit in das Gehäuse hineinragen. Allerdings muss bemerkt werden, dass solche Objektive, die nicht über drei Steuernocken verfügen, die Benutzung der Automatikprogramme nicht erlauben. Die Kamera kann in diesem Fall jedoch mit Arbeitsblendenmessung betrieben werden. Erstmals wird von Leitz für die R4 auch eine Datenrückwand angeboten, die die Einbelichtung des Aufnahmedatums oder anderer numerischer Informationen ermöglicht.
Die LEICA R4 wird in schwarz verchromter oder hell verchromter Ausführung geliefert. 1984 wurden außerdem 1000 vergoldete Exemplare mit Eidechslederbezug hergestellt. Diese waren nicht der Erinnerung an ein historisches Datum gewidmet, sondern knüpften an die Tradition der LEICA Luxus vor 55 Jahren an.
Fakten zur Leica R4 Kamera
Die R4 markierte endgültig die Konstruktion und das Aussehen der heutigen Leica Spiegelreflexkameras.
Erste Leica R4: 1.533351, letzte Nummer: Daten nicht verfügbar
Merkmale
- Kleineres Gehäuse als jede vorherige Leica SLR
- Fünf Belichtungsmodi, wählbar über einen Schalter unter dem Verschlußzeitenrad: Zeitautomatik mit Integralmessung; Zeitautomatik mit Selektiv (Spot)-Messung; Blendenautomatik mit Integralmessung; Programmautomatik mit Integralmessung; manuelle Spotmessung. Symbol für die gewählte Methode erscheint in einem kleinen Fenster zwischen Zeitenrad und Prisma.
- Belichtungskorrektur um +/- 2 Blendenstufen
- Meßsystem aktiviert entweder durch leichtes Drücken des Auslösers oder durch Druck auf den Programmwähler
- Mechanischer Betrieb bei B und Km Sek.
- Markierungen auf dem Zeltenrad: 100, B, X, 1,2,4,8,15,30,60,125,250,500,1000
- Verschlusszeitenskala erscheint rechts Im Sucher für die Betriebsarten Manuell, Programm- und Zeitautomatik. Bei Blendenautomatik wird diese durch eine Blendenskala ersetzt.
- Sucheranzeige für gewählte Meßmethode, Verschlußzeit, Blende, Meßwertspeicher, Über- und Unterbelichtung, Blitzbereitschaft und manueller Belichtungskorrektur
- Wechselbare Einstellscheiben: Standardausführung mit Schnittbild und Mikroprismen, Vollmattschei- be, nur Mikroprismen; Vollmattscheibe mit Gittereinteilung, Klarglasscheibe für den Einsatz mit optischen Instrumenten
- Abblendtaste seitlich neben dem Objektiv –
- Okularverschluß durch geriffelten Knopf neben dem Okular
- Zubehörschuh mit Mittenkontakt und Kontakten für automatischen Blitzbetrieb, außerdem separate Synchronbuchse
- Serienmäßig Motorantrieb für 5 B/Sek. oder Motor-Winder für 2 B/Sek. ansetzbar
- Kamera anfangs nur in schwarz erhältlich, 1982 auch in silberner Verchromung lieferbar
Varianten
- Eine Serie von 1000 vergoldeten Kameras mit einer Belederung aus hellbrauner Wasserschlangen-Haut wurde 1984 aufgelegt. Es handelte sich dabei nicht um eine Jubiläumsausgabe,
- 1986 wurden von Leitz, Rockleigh, 600 Kameras als Set angeboten, um damit den 50. Jahrestag von Jesse Owens’ Auftritt bei den Olympischen Spielen 1936 zu würdigen. Das Set enthielt eine Kamera, ein Vario-Elmar 70-200 mm und ein Portfolio mit Aufnahmen von Lothar Rübelt während der Olympischen Spiele 1936. Die Kameras trugen die Gravur “Jesse Owens Golden Anni- versary 1936-1986 – Berlin Olympic Games”. Die Gehäuse- und Objektivkappe trugen ebenfalls diese Inschrift.
- Frühe Modelle wurden mit der Beschriftung “R4 MOT Electronic” an der Frontseite versehen.
- Spätere Modelle besaßen schwarze Kunststoffeinsätze im Gehäuse oberhalb der Trageriemenösen. Vor etwa Seriennummer 1.600.000 war die Seriennummer in der Bodenplatte eingraviert, später an der hinteren Kante der Bodenplatte.
Katalognummern
10041 – Leica R4 Gehäuse chrom
10043 – Leica R4 Gehäuse schwarz
Produktionszahlen der Leica R4
Jahr | Stückzahl | |
---|---|---|
1980/1 | 19.465 | |
1982 | 36.200 | |
1983 | 22.000 | |
1984 | nicht verfügbar | |
Gesamt | schwarz 77.665 | chrom 8.000 |
FAQ Ratgeber zur Leica
Was kostet heute eine alte gebrauchte Leica R4?
Diese Kamera wurde in großen Stückzahlen produziert, daher gibt es jede Menge gut erhaltene Exemplare auf dem Gebrauchtmarkt. Man zahlt heute für ein gutes Stück ca. 200 Euro.
Welche Kamera hat die R4 abgelöst?
Das war im Jahr 1986 als die Leica R5 vorgestellt wurde.