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Leica Prototyp Nr. 3

Leica Prototyp Nr. 3

Durch seine praktischen Erfahrungen mit der 35-mm-Handkamera – später als Ur-Leica bezeichnet – wurde sich Barnack bald der Unzulänglichkeiten seiner Konstruktion bewußt. Er benutzte die Kamera zwar weiter, um das Leben um sich herum aufzuzeichnen, aber gleichzeitig spielte er mit dem Gedanken, eine verbesserte Version zu schaffen.

Eines der Hauptprobleme war die begrenzte Einstellbarkeit des Verschlusses, der – in Abhängigkeit von der Federspannung – nur Belichtungszeiten von ca. 1/20 bis 1/40 s erlaubte. Der Verschluss der Ur-Leica besaß ein Fenster von 38×25 mm und war so ausgelegt, daß der Vorhang vor und nach seinem Ablauf das Filmfenster jeweils um etwa 1 mm überragte.

Barnack erwog, eine weitere Kamera zu konstruieren – und vielleicht dachte er schon daran, daß seine Konstruktionsideen einmal Grundlage eines Serienmodells werden könnten. Er beschloß, das Konzept seiner Kamera völlig zu überarbeiten, aber unter Beibehaltung von Form und Abmessungen, die sich als ideal erwiesen hatten.

Leica denkt schon mal an eine Serienproduktion des Prototyp Nr. 3

Aufgrund dieses weiteren Prototyps unternahm man bei Leitz in Wetzlar dann die Versuche für die Serienfabrikation der ersten Leica, was die vielen in die Serie übernommenen Details zeigen. Die Bedeutung des Prototyps für die Entwicklung der Leica wird oft unterschätzt, obwohl doch so vieles auf ihn zurückgeht.

Das Ursprungsdatum des verbesserten Prototyps ist nicht mit Gewissheit festzustellen. Wahrscheinlich steht aber das Konzept dieser Kamera den ersten Serienmodellen näher als der Ur-Leica, obwohl gewisse Merkmale sie als Weiterentwicklung des ersten Prototyps ausweisen. In Heft 2/1960 der Zeitschrift „Leica Fotografie“ wird in dem Beitrag „Von der Ur-Leica zur M3“ erwähnt, daß Barnack bereits ab 1918 an der Entwicklung der zweiten Kamera arbeitete, nachdem er die Ur-Leica einige Jahre benutzt hatte.

Die Deckplatte und der Boden der Kamera waren aus Messing gefertigt, die Gehäuseschale aus Aluminium mit Vulkanitbezug. Das Gehäuse enthielt den Mechanismus für Verschluss und Filmtransport. Der einfache, nicht abdeckende Verschluss lief wie in der Ur-Leica zwischen zwei Trommeln ab, der Haupttrommel und der Spanntrommel. Der Unterschied bestand aber darin, daß die Schlitzbreite von 2 mm bis 38 mm einstellbar war, um eine größere Variation der Belichtungszeiten zu erreichen. Zur Schlitzeinstellung waren die Markierungen 2, 5, 10, 20, 50 und 0 angebracht, wobei 50 die größte Schlitzbreite von 38 mm anzeigte. Die Ziffern 2 bis 50 entsprechen etwa den Belichtungszeiten von 1/20 bis 1/500 s. Die Schlitzbreiten variieren nicht proportional zur Einstellung, da bei der Verringerung der Schlitzbreite die Federspannung steigt. Diese Abweichung wurde erst bei den Kameras der Nullserie kompensiert.

Verschluss aus gummiertem Stoff

Der Verschluss bestand aus zwei Rollos aus gummiertem Stoff, die durch zwei verstellbare Bänder miteinander verbunden waren. Die Belichtungszeiten wurden einerseits über den Zeiteinstellknopf und andererseits über den Schlitzeinstellknopf gewählt. Der Aufwickelknopf drehte sich gegen den Uhrzeigersinn, wie bei der Ur-Leica. Aber der Film wurde bei dieser Kamera mit der Schichtseite nach innen aufgespult, im Gegensatz zur Ur-Leica und allen anderen LEICA-Modellen. Die Kamera besaß keinen Rückspulmechanismus und musste deshalb in einer Dunkelkammer geladen und entladen werden.

Auf der Deckplatte befanden sich der Aufwickelknopf, der Auslöder, der Schlitzbreitenwähler, eine Aussparung zum Einklappten des Suchers, der Schlitzbreiteneinstellknopf mit einem Sperrhebel und ein Zubehörschuh, der jedoch vermutlich später ergänzt wurde.

Das Bildzählwerk, das 50 Aufnahmen anzeigte, wurde über Zahnräder von ebjgm Kegelrad angetrieben, iü seinerseits mit der Filmtransportwalze verbunden war. Ein Objektivflansch aus Messing mit Gewinde erlaubte das Auswechseln des Objektives. Die Kamera besitzt heute kein Objektiv mehr, aber anscheinend war ein versenkbares Objektiv mit einer Einstellschnecke montiert.

Die Bodenplatte war abnehmbar. Sie wurde durch Eindrücken angesetzt und mit einer Rändelschraube am Verschlussrahmen befestigt und trug auch die Filmandruckplatte.

Quellen, Literatur und verweisende Seiten

  • Leica: Die ersten sechzig Jahre

Bildnachweis:

  • Von Leica – Leica Microsystems (früher Ernst-Leitz), CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8768607
  • Leica: Die ersten sechzig Jahre
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