Die Leica der Nullserie ist ein Vorserienmodell, das hergestellt wurde, um die Reaktionen der zukünftigen Kunden zu ermitteln und um die Herstellungsverfahren zu erproben. Diese Serie bestand aus 31 Kameras, die von 100 bis 130 nummeriert waren. Sie sind nicht mehr alle erhalten, und nur mit viel Glück könnte man die Hälfte von ihnen wieder aufspüren.
Inhaltsverzeichnis:
Die Kameras verfügten nahezu über alle Merkmale des späteren ersten Serienmodells, ausgenommen den selbstabdeckenden Verschluss. Daher hatten diese Kameras immer noch einen Objektivdeckel, wenn auch nicht schwenkbar wie bei der Ur-LEICA, sondern er war mit einer kurzen Schnur am Kameragehäuse befestigt. Bei einigen noch existierenden Kameras ist der Objektivdeckel verlorengegangen, aber die Öse für die Schnur ist noch vorhanden.
Das Gehäuse bestand aus einer Druckguß-Leichtmetall-Legierung. Form und Abmessungen glichen denen der LEICA I. Als Bezug wurde ein dünner Vulkanitbelag verwendet; Gehäusedeckel und -boden waren schwarz lackiert. Zum Einlegen des Films wurde die Bodenplatte abgenommen. Sämtliche Bedienungselemente befanden sich auf dem Gehäusedeckel: der halbkugelförmige Auslöser, der Filmtransportknopf, der Rückspulhebel mit drei Einstellungen, der Einstellknopf für die Schlitzbreite, der Sucher, der Zubehörschuh und der Rückspulknopf. Bei diesem Modelt Jag der Sucher genau über der Objektivachse, so daß ein seitlicher Parallaxausgleich nicht notwendig war. Bei den Serienmodellen war der Sucher nach links verschoben.
Der Verschluss bestand aus zwei Rollos mit einstellbarem Schlitz
Der Verschluss bestand aus zwei Rollos mit einstellbarem Schlitz. Um die Schlitzbreite einzustellen, wurde der Filmtransportknopf gedreht, bis eine Einstellmarke auf der Zeiteinstellscheibe einer festen Markierung auf dem Gehäusedeckel gegenüberstand. Dann drehte man den Einstellring, um die gewünschte Verschlußzeit einzustellen, und drehte schließlich den Filmtransportknopf bis zum Anschlag. Dabei wurde der Film um eine Bildlänge weitertransportiert und der Verschluss wurde gespannt. Die Verschlusszeiten wurden nicht direkt angezeigt, sondern nur die Schlitzbreiten, die ungefähr folgenden Zeiten entsprachen: 2 bedeutete 1/500 s, 5 = 1/200 s, 10 = 1/100 s, 20 = 1/50 s und 50 = 1/20 s, so daß die größte Schlitzbreite (50) der längsten Zeit (1/20 s) entsprach und umgekehrt.
Eine weitere Einstellung des Verschlusses war mittels des Rückspulhebels möglich. Dieser hatte drei Einstellungen (später in der Serie nur noch zwei): „R“ für Zurückspulen, „M“ für den normalen Gebrauch und „Z“ für Zeitaufnahmen, wenn gleichzeitig die Schlitzbreite auf 50 gestellt war. Dann blieb der Verschluss bei Stellung Z so lange offen, wie der Auslöser gedrückt wurde.
Die ursprünglichen Konstruktionszeichnungen der Kamera enthalten ein Detail, das in keinem der bekanntgewordenen Modelle auftaucht. Es handelt sich hierbei um eine Art Knopf an der Vorderseite der Kamera, mit dem allem Anschein nach ein Markierungsloch in den Film gestanzt werden sollte. Niemand im Werk kann Sagen, wozu diese Vorrichtung dienen sollte oder sich erinnern, ein solches Detail je gesehen zu haben.
Linse konnte nach hinten umgeklappt und der Zeiger seitlich weggeschwenkt werden
Bei einigen Kameras, wahrscheinlich bei den ersten, war ein einfacher Sucher vorhanden, der aus einer negativen Linse und einem davor angebrachten Lochzeiger bestand. Die Linse konnte nach hinten umgeklappt und der Zeiger seitlich weggeschwenkt werden (bei der Nr. 109, die sich im Eastman- Museum in Rochester befindet, kann man diese Anordnung sehen). Andere Kameras der Nullserie hatten den üblichen Sucher nach dem Prinzip des umgekehrten Galileischen Fernrohrs, wie z. B. die Nr. 116, die sich im Leitz-Museum befindet.
Der Bildzähler hatte Teilstriche von 5 bis 40 (wobei 0 und 40 übereinanderlagen), da diese Anzahl von Aufnahmen der ursprünglich vorgesehenen Filmlänge von 1,75 m entsprach. Es stellte sich jedoch bald heraus, daß die Filme von unterschiedlicher Dicke waren, und so wurde für eine etwas kürzere Filmlänge von 1,60 m schließlich eine Norm von 36 Aufnahmen gesetzt.
Alle Kameras dieser Vorserie wurden mit einem Leitz-Anastigmaten mit 50 mm Brennweite und einer Anfangsöffnung von 1:3,5 ausgerüstet. Dieses Objektiv war versenkbar und besaß eine Einstellschnecke. Bei den meisten Kameras war der Rückspulknopf ausziehbar.
Nach den verfügbaren Informationen wurden die meisten der Nullserien-Modelle 1923 hergestellt. Ab Anfang 1924 wurde die Möglichkeit der Aufnahme der neuen Kamera in das Produktionsprogramm ernsthaft diskutiert.
Quellen, Literatur und verweisende Seiten
- Leica: Die ersten sechzig Jahre
Bildnachweis:
- Von Leica – Leica Microsystems (früher Ernst-Leitz), CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8768607
- Leica: Die ersten sechzig Jahre