Ernst Leitz I wurde am 26. April 1843 im badischen Sulzburg geboren. Nach der Ausbildung und nachdem er sich auf seiner Wanderschaft insbesondere in württembergischen Mechanikerwerkstätten, sowie in Schweizer Betrieben der Uhrenindustrie umgesehen hatte, trieb es ihn 1864 auf der Suche nach Arbeit und neuen Erfahrungen nach Wetzlar. Er hatte nämlich von dem Kellnerschen Optischen Institut dort gehört, das sich mit Carl Kellners „Orthoskopischem Okular“ bereits einen guten Ruf in der Branche verschafft hatte. Kellnersche Okulare sind heute noch im Katalog von „Edmund aufgeführt.
Inhaltsverzeichnis:
Das Institut lag am „Reformierten Treppchen“ In der Nähe der Jäcksburg in Wetzlar, wo Kestner, Charlotte Buffs Bräutigam, etwa 100 Jahre zuvor wohnte; er wie seine Braut waren dem jungen Johann Wolfgang von Goethe Freunde wie Inspiration zugleich gewesen. Dem am 26. März 1826 geborenen Carl Kellner war ein nur kurzes Leben beschieden. Bereits 1869, nach Kellners Tod, und nachdem ein gewisser Belthle, der die Witwe Kellners geheiratet hatte, ebenfalls früh verstorben war, konnte Leitz das Institut selbst übernehmen.
Kellner hatte sich die großen Wissenschaftler Europas zum Vorbild genommen: Gauss, Amici, Daguerre, Steinheil, Faucault und Bunsen. Forscher wie Helmholtz, Kirchhoff und von Humboldt waren seine Zeitgenossen gewesen. Die kleine Werkstatt mit etwa 10 Angestellten stellte damals ungefähr 70 Mikroskope im Jahr her.
Sein Leben in Stichpunkten:
* 26.4.1843 Sulzburg (Baden), † 10.7.1920 Solothurn (Schweiz), evangelisch
Dr. med. h.c.; Dr. phil. h.c. – Feinmechaniker, Industrieller
- Schulbesuch in Sulzburg
- ab 1858 Mechanikerlehre in Pforzheim, dann in der schweizerischen Uhrenindustrie tätig
- seit 1864 in Wetzlar
- ab 1865 Teilhaber der von Carl Kellner gegründeten, inzwischen an Fr. Belthle übergegangenen optischen Werkstätte, die er 1869 allein übernahm und zu den weltbekannten Optischen Werken Ernst Leitz ausbaute
- Besondere Verdienste um die Entwicklung des Mikroskops und des Fernglases
- 1910 Doktor der Philosophie h.c. der Universität Marburg
- 1918 Ehrenbürger der Stadt Wetzlar
- Ehrensenator der Universität Gießen
- Ehrensenator der Technischen Hochschule Darmstadt
Ernst Leitz I wird Partner von Carl Kellner
Nachdem Ernst Leitz I im Jahr 1865 schon Juniorpartner im Institut geworden war, nutzte er die sich ihm nun bietende, ungewöhnliche Gelegenheit und avancierte zum Nachfolger Kellners und damit zum Alleinbesitzer des florierenden Betriebs. Wenn auch solche Übergänge nie ganz glatt verlaufen und die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse nicht gerade als ideal bezeichnet werden konnten, so verhalfen Ernst Leitz Persönlichkeit, seine bereits gesammelten Erfahrungen sowie immenser Arbeitswille dem Unternehmen zu weiterem Erfolg. Leitz` finanzieller Ratgeber in Frankfurt am Main war ein Bankier namens Flörsheim, dessen Grab noch heute auf dem alten jüdischen Friedhof in Wetzlar zu sehen ist.
Ernst Leitz I bleibt und heiratet in Wetzlar
Ernst Leitz heiratete eine Wetzlarer Bürgertochter, mit der er zwei Söhne hatte: Ludwig wurde im Jahre 1867 geboren und Ernst erblickte 1871 das Licht der Welt. Beide traten später in die Fußstapfen ihres Vaters und engagierten sich in der Fortführung und Weiterentwicklung des väterlichen Betriebs. Ludwig verstand es, die Beziehungen zwischen der noch kleinen optischen Werkstatt und den zeitgenössischen Forschern – Beziehungen, die sein Vater schon immer gepflegt hatte – weiter zu vertiefen und auszubauen. Er knüpfte auch neue wirtschaftliche Kontakte, wobei schon frühzeitig ausländische Vertretungen gegründet wurden, die die Produkte der Firma Leitz – wie der Betrieb bald umgetauft wurde – bereits vor Ende des letzten Jahrhunderts in der ganzen Welt bekannt machten (unter anderem in New York, Leningrad, Tokyo, Shanghai). Neben seinem kommerziellen Engagement war Ludwig Leitz auch wissenschaftlich aktiv; insbesondere auf dem Gebiet der Mikrofotografie.
Leider konnte er die Früchte seiner Tätigkeit nicht selbst ernten. Viel zu jung – er war noch keine vierzig – starb er am 6. November 1898 nach einem Reitunfall. Sein Lebenswerk an wissenschaftlichen und geschäftlichen Errungenschaften bildete sein Vermächtnis.
Wie Ernst Leitz I nun älter wurde, verließ er sich mehr und mehr auf seinen Sohn Ernst Leitz II, der 1906 zunächst Teilhaber wurde und nach seines Vaters Tod im Jahre 1920 den Betrieb ganz übernahm.
Die Worte Goethes „Es ist wichtig, daß ein Unternehmen glücklich in das Tempo seiner Zeit fällt“ sollten auch für Leitz maßgeblich sein. „Erfolg hing in der Luft und die Zeiten wollten es so. “ Das zehntausendste Leitz Mikroskop wurde 1887 gefertigt, und im Jahre 1907 konnte das Unternehmen bereits das hunderttausendste Mikroskop verkaufen. Für Ernst Leitz II galt das Motto: „Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Und so geschah es auch.
Quellen, Literatur und Verweise sowie Bildnachweise
- www.leica-microsystems.com
- Wikipedia
- https://www.lagis-hessen.de/